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AutorenbildSalmonidenking

Jetzt wird's wild!

Vom Ausflug ins Val Camp und dem Saoseo-See geht’s bei nicht so schönem Wetter weiter talwärts nach Le Prese, gleich unterhalb Poschiavo. Wir wollen dort für ein paar Tage auf dem Camping-Platz hausieren. Doch als ich beim Abzweiger in Richtung Zeltplatz abbiegen will, meint Olivia «halt, fahr weiter geradeaus!». Wieso? Ich bin verwirrt, gehorche aber natürlich. Nach wenigen Metern wird klar, was der Grund ist. Als Überraschung für meinen morgigen Geburtstag hat Olivia eine Nacht im Hotel Romantica gebucht. Der ungewohnte Komfort tut gut, wir machen ausserdem einen Abstecher zum nahen Lago Poschiavo und geniessen am Abend ein erstes Mal in diesem Jahr «Hirsch-Pfeffer» im Restaurant. Am nächsten Morgen geht’s dann aber doch noch weiter zum Zeltplatz. Auch das Wetter zeigt sich nun wieder von seiner besten Seite, so dass wir einen Velo-Abstecher inklusive Gelati/Apérol-Spritz-Stopp nach Poschiavo riskieren können. Am Nachmittag dann – so war es seit längerem geplant – kommen Brüderchen Simon und Mausebär Kira mit dem Zug an. Als Olivia und ich die beiden aber am «Bahnhof» abholen, die Überraschung: Sie haben meinen Geburtstag nicht vergessen 😉 Und noch eine Überraschung: Aus dem Zug steigen nicht 2, sondern 4 vertraute Gesichter. Auch meine Eltern Franzspatz und Esthihasi haben die 6-stündige Zugfahrt auf sich genommen, um ihren Lieblingssohn zu beglückwünschen. Genial! Das will gefeiert sein bei einem feinen Znacht. Dieses Mal gibt’s Gämspfeffer – lecker! Die Familie bleibt für zwei Nächte, wir nutzen die Zeit und das sommerliche Wetter für einen Ausflug mit der Berninabahn und einer anschliessenden kurzen Wanderung inklusive Besuch der nahen Gletschermühlen.



Zelten bei 0 Grad und nur einem Schlafsack


Schnell vergeht die Zeit und während es für die einen wieder 6 Stunden mit dem Zug nach Hause geht, bleiben Olivia und ich noch eine weitere (verregnete) Nacht auf dem Camping, bevor auch wir weiterdüsen. Auf einen kurzen Fischerabstecher zum Lago Bianco folgt eine weitere Übernachtung in Mahatma Gämsi auf dem Parkplatz Sfazu. Tags darauf packen wir mal wieder unsere Zelt-Fischer-Essensausrüstung und marschieren los in Richtung eines weiteren Bergsees. Schnell haben wir die gut 800 Höhenmeter hinter uns gebracht und stehen am schönen See. Die Fischerei ist spannend, auch wenn viele kleinere Forellen den Köder schnappen. Doch ab und zu beisst auch ein schöner Namaycush zu. Am Nachmittag dann gesellt sich Olivia zu meiner Seeumrundung dazu und ruft schon von weitem: «Ich han es grosses Problem, ich mues nomal zrugg». Während Olivia den ganzen Aufstieg immer wieder freudig betonte, dass sich ihr Rucksack heute irgendwie kleiner und leichter anfühlt, ist jetzt auch klar, wieso: Der Schlafsack hat’s leider nicht auf den Berg geschafft 😉 Doch ich teile ja gerne, und so ist dann einfach die Nacht um den Gefrierpunkt mit nur einem Schlafsack etwas frisch. Naja, wir haben wohl beide schon besser geschlafen…



Julierpass, wir kommen!


Am nächsten Tag wird dann nochmals ausgiebig gefischt. Nach dem Abstieg und einer weiteren Nacht auf dem Parkplatz geht’s am Folgetag wieder über den Berninapass Richtung St. Moritz und dann rechts weg den Julierpass hoch. Und wo’s einen Pass hat, hat’s meistens auch einen See. Die Fischerei am Pass-Seelein ist super, die Forellen steigen auf meine Trockenfliege und eine kommt mit für’s Znacht. Am Mittag machen wir uns dann zu einem weiteren Bergsee in der Nähe auf. Dieser ist wunderschön und die Fischerei spannend. Nebst einer weiteren schönen Bachforelle auf die Trockenfliege für’s Znacht beisst auch noch ein Namaycush. Viel zu schnell vergeht die Zeit und wir müssen uns wieder auf den Rückweg machen, um die Forellen noch bei Tageslicht bräteln zu können. Dies gelingt dann auch, an einem herrlichen Plätzchen an der Passstrasse an essen wir beim letzten Sonnenstrahl des Tages die Forellenfilets.




Hoch hinaus auf den Piz Güglia


Am nächsten Morgen ist früh Tagwache, denn heute wollen wir die 1300 Höhenmeter hoch zum markanten Piz Julier unter die Füsse nehmen. Wir haben erneut riesiges Wetterglück, den ganzen Tag über ist kein Wölkchen am Himmel auszumachen! Zudem ist der blau-weisse Wanderweg kurzweilig und ohne 15kg-Fischer-Zelt-Rucksack fliegen wir förmlich dem Gipfel entgegen. Die letzten 300 Höhenmeter sind dann mit Seilen gesichert und fordern den Einsatz aller Gliedmassen. Dann endlich gibt es keinen nächsten «Hügel mehr hinter dem Hügel» und wir stehen auf dem Gipfel mit – auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole – sensationeller Rundumsicht. Die Route zum Gipfel ist auch in unserem Klettersteig-Buch drin, der Autor zitiert darin einen gewissen Baedeker, der vor 100 Jahren zum Panorama schrieb: «Die Aussicht reicht vom Monte Rosa im Osten bis zum Grossglockner im Westen» und der Autor fügt an: «Beides stimmt nicht, das Panorama ist dennoch von erlesener Schönheit». Dem schliessen wir uns an. Übrigens hat Olivia einmal sämtliche Höhenmeter ausgerechnet, die wir bisher bewältigt haben. Es sind dies 24'850 – Abstieg exklusive.



Fischerflop Leg Columban


Am Nachmittag haben wir dann auch den Abstieg geschafft und gönnen uns zu Danis und klein Nicks zukünftigen Ehren ein kühles Cola auf dem Pass. Aaaaaah! Dabei werden wir gleich noch Zeuge, wie ein Jäger erfolgreich von der Jagd mit einer Gämse auf dem Rücken vom Berg zurückkommt – und ich dachte immer, Wild kommt von der Migros. Weiter geht’s für uns talwärts bis Bivio, wo wir auf dem Stellplatz nächtigen. Früh am nächsten Morgen brechen wir auf, um die nächsten 650 Höhenmeter zum Leg Columban in Angriff zu nehmen. Erstaunlicherweise spüren wir den Piz Julier vom Vortag nicht gross und rasch erreichen wir den wunderschönen Bergsee. Fischereilich leider ein absoluter Reinfall. Wenn die Elritzen (kleine Futterfische) mitten im Bergsee umherschwimmen, ist dies meistens kein gutes Zeichen, dass im See noch grosse Räuber unterwegs sind…Im glasklaren Wasser kann ich denn auch keinen Fisch ausmachen und sehe während 2 Stunden auch nur eine Forelle, die im spiegelglatten See steigt. Also geht’s früher als geplant wieder runter. Wenigstens konnte Olivia-Adlerauge noch vier Gämsen (darunter eine Riesengämse) erspähen. Weiter geht’s anschliessend mit kurzem Fischerstopp am Mormorerasee nach Rona, wo wir auf dem Wohnmobilstellplatz eine wohlverdiente Dusche geniessen und bereit sind, für unsere nächsten und fast schon letzten Abenteuer in Graubünden.



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1 kommentti


schwabhousi
28. tammik. 2022

Hallo. Tolle Berichte. Hab rund über 70 Bergseen im Umkreis Engadin gemacht...Columban schon zwei mal Flopp? Sieht so schön aus...Aber alle unsere Bergseen sind Juwelen...mal mit..mal ohne Fisch. Tight lines. Housi Schwab, St. Moritz

Tykkää
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