Olivia und ich fixten zwei Tage, um einen Ausflug in die Berge zu unternehmen. Das Ziel war der Iffigensee im Berner Oberland bei Lenk inklusive Übernachtung im Zelt. Nachdem wir unsere Siebensachen gepackt hatten, ging's um 6.40 Uhr in Rottenschwil AG mit dem Bus los. Von dort aus über Muri AG, Olten, Bern, Thun, Spiez weiter Richtung Zweisimmen - eigentlich! Denn als wir so gemütlich im Zug standen (Ferienzeit = keine Sitzplätze) merkten wir, dass wir in die falsche Richtung fuhren! Also in Frutigen aussteigen und zurück nach Spiez, von wo aus wir diesesmal in den richtigen Zug nach Zweisimmen und von dort aus nach Lenk weiterfuhren. Da der Bus hoch zur Iffigenalp erst in einer Stunde fuhr, assen wir in einem Resti Zmittag und wurden dann sozusagen als Privatpassagiere im Posti die schmale (Einbahn)Strasse den Berg hinauf chauffiert, vorbei an einem spektakulären Wasserfall.
Schon unglaublich, welch abgelegene Orte in der Schweiz überall mit dem ÖV erreichbar sind! Im Berggasthaus Iffigenalp löste ich noch das Fischerpatent für die beiden Tage und los gings. Der Wanderweg zeigte zwei Stunden an, da waren wir aber trotz je 10kg Rucksack optimistischer. Der Wanderweg ist sehr schön und abwechslungsreich, und auch nicht so steil wie anderorts. Trotzdem war's streng, die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel und kein Lüftchen war zugegen. Immer wieder legten wir kurze Päuschen ein und durchschweiften die Umgebung mit unseren Blicken auf der Suche nach Fauna, und tatsächlich konnten wir zwei kleine Mauswiesel beobachten, die sich um eine gefangene Maus stritten. Von Mungg und Gämsi war aber (vorerst) keine Spur. Als dann noch ein Wanderer auf dem Runterweg meinte, er habe sehr viele Fische im glasklaren Wasser vom Wanderweg aus beobachten können, beschleunigte ich dann das Tempo nochmals ein wenig ;).
Nach knapp 1.5 Stunden war's dann soweit und wir erblickten das erste Mal den Iffigensee. Der See ist traumhaft schön und hat die perfekte Grösse für mich - gerade so gross, dass man in weniger als einer Stunde rundum laufen kann. Oder könnte, denn die eine Uferseite des Sees war noch mit Schneefelder bedeckt, so dass ich nichts riskieren wollte. Und der Wanderer von vorhin hatte recht, bereits am vordersten Seeteil konnten wir Duzende Forellen an der Oberfläche des glasklaren Sees ausmachen. Also wurde nicht's aus gemütlich erst mal rumhängen, ich musste natürlich da runter und schauen, worum es sich bei den gesichteten Fischen handelt! Also Fliegenrute raus, Streamer dran und los gehts. Bereits beim ersten Wurf hatte ich viele Attacken auf den Streamer, doch erst nach einigen Würfen blieb ein Fisch hängen - eine wunderschön gezeichnete, makellose Regenbogenforelle von einer guten Grösse. Doch sie entschlüpfte mir dummerweise wie durch Zauberhand wieder ins Wasser. Das Fischen machte unglaublichen Spass, immer wieder gabs an diesem Spot Aktionen und man konnte Duzende Fische beobachten. Es handelte sich hierbei fast ausschliesslich um RB's, ich konnte aber auch zwei Namays unter den RB's ausmachen. Nach einiger zeit beschlossen Oli und ich, uns auf die andere Seeseite aufzumachen. Wir fanden ein wunderschönes Plätzchen für unser Zelt. Während Olivia sich um das Aufstellen des Zelts kümmerte, machte ich mich wieder ans Fischen - Danke Oli! Ich konnte gleich noch einen kleinen (20cm) Namay auf den Wobbler fangen, zudem biss noch ein grösserer Fisch, den ich aber nach kurzem Drill verlor. Ansonsten war auf dieser Seite wenig Aktivität auszumachen. Nach dem Znacht ging's für mich auf die obligate See(halb)umrundung, während Olivia nochmals eine kurze Wandertour auf einen Hügel unternahm. Immer wieder hatte ich Aktionen auf verschiedenste Köder, doch waren es allesamt RB's die am anderen Ende der Leine zum Vorschein kamen und weiterschwimmen durften. An einer kleinen Bucht angekommen, sah ich erneut 100te Forellen auf einem Haufen - entweder, sie haben vor kurzem Forellen eingesetzt oder dies ist der Fischerhimmel! Und unter all den RB's konnte ich erstmals auch einen Saibling ausmachen. Aber wie will man schon einen Saibling unter all den vielen RB's spezifisch fangen? Es gelang mir auf jeden Fall nicht. Mittlerweile war bereits einige Zeit vergangen und am Horizont sah ich, wie Olivia von ihrer Wanderung zurückkehrte.
Der Blick zum Himmel verhiess zudem nichts Gutes, weshalb ich mich entschloss, den Rückweg anzutreten. Doch zu spät, der Himmel öffnete bereits seine Schleusen und ein wunderprächtiges Gewitter entlud sich. Ich befand mich zum Glück unter einem Felsvorsprung am Wasser und wurde vom mittlerweile eingetretenen Hagel verschont. Olivia war im Zelt ebenfalls sicher vor dem Unwetter. Natürlich ist so ein kleiner Hagelschauer kein Grund, mit dem Fischen aufzuhören, und so schleuderte ich mein Köderfisch in einer Kauerhaltung in die Fluten. Und wie kanns auch anders sein - Biss! Hat da endlich mein Zielfisch angebissen? Tatsächlich, am anderen Ende zeigt sich ein Namay, den ich auch ohne Probleme ans Ufer befördern kann. Mit 44cm ist's auch gleich ein schöner. Da sich das Gewitter nun bereits wieder verzogen hat, mache ich mich auf den Rückweg zum Zelt. Schon scheint die Sonne wieder und hüllt die Umgebung in ein herrliches Licht.
Olivia hat das Gewitter ebenfalls unbeschadet ausgestanden und auf der Wanderung zudem noch etliche Munggen ausfindig machen können. Später sehen wir auch noch einige Gämsi in den steilen Bergwänden ober uns. Wir gönnen uns anschliessend noch ein Bad im etwa so: ----------- kalten See - Hygiene muss ja schliesslich sein! Ich fische noch bis am späten Abend, habe noch einige Aktionen und verliere noch einen ganz grossen im Flachwasserbereich. Danach ist Schluss, ab ins Zelt, gute Nacht!
Am nächsten Morgen stehe ich bereits um 5 Uhr wieder am Wasser und fange gleich einen kleinen Namay. Danach geht's wieder auf eine Seeumrundung, wo ich nebst drei RB's einen weiteren Namay ans Ufer drillen kann - 42 cm. Wieder zurück beim Zelt gibt's erst mal Frühstück. Da aber an diesem Ort nicht viel los ist, packen wir unsere Sachen und klingen unseren Fischertrip dort aus, wo wir gestern bei der Ankunft die vielen RB's gesehen haben. Innert Kürze fange ich drei wunderhübsche RB's mit der Trockenfliege, welche ich entnehme. Alle Fische habe ich auf Sicht angeworfen - eine sehr spannende Fischerei! Danach wurde es ruhiger und die Fische haben den Braten wohl etwas gerochen, denn nur noch vereinzelt zeigte sich ein Fisch an der Oberfläche. Nach einiger Zeit sah ich von meinem Felsvorsprung aus erneut einen Fisch in Oberflächennähe, nahm die Fliegenrute zur Hand und warf die Trockenfliege in die Schwimmrichtung des Fisches. Dieser zögerte nicht lange und biss zu. Nach stattlichem Drill wurde mir erste bewusst, dass es sich beim Fisch um einen Namay und nicht einen Bögler handelt! Doch der Fisch hing sicher und konnte kurze Zeit später gelandet werden. Danach probierte ich es nochmals mit dem Köderfisch und konnte zwei schöne Namay-Nachläufer ausmachen, die aber nicht zuschnappten. Dann ein lautes "Platsch" wenige Meter rechts von uns. Was war das? Ich geh schauen und seh einen schönen Namay im etwa 50 cm tiefen Wasser einen Meter vom Ufer entfernt, der sich an den Fischabfällen bedient! Die nächsten 15 Minuten gehören zu den spannendsten, welche ich in meinem Fischerleben erleben durfte. Olivia und ich warfen die Elritze immer wieder in Richtung Namay, der diese immer wieder attackierte, aber nie zu fassen kriegte! Zudem hatte ich im gerölligen Grund immer wieder Hänger und konnte nichts machen, um diesen zu lösen, da wir mucksmäuschen still stehen mussten, um den Namay vor uns nicht zu verscheuchen. Schiesslich schwamm der Namay einige Meter von uns weg - meine Chance! Doch der Haken hatte sich unter einem Stein verhakt, keine Chance auf lösen. Ich hatte bereits den einen Schuh ausgezogen, um den Hänger im Wasser zu lösen, als der Namay wieder 50 cm vor uns auftauchte. 10 cm neben dem Ufer, in 20 cm tiefen Wasser, lag ein totes Köderfischchen. Dieses hatte auch der Namay gesehen und packte zu. Na toll, dachte ich noch, der hat jetzt sicher keinen Hunger mehr. Doch auf ein Mal beginnt der Namay sich zu schütteln und zu winden, und meine Rute sich zu bewegen. Was ist denn da los?! Ich packe meine Rute und drille tatsächlich den Namay! Wie ist das möglich?! Mein Köfi hatte sich unter einem Stein verhakt und war 3 Meter vom anderen Köfi entfernt - den Namay habe ich zudem nur ganz kurz aus den Augen gelassen! Aber von Hänger war keine Spur mehr, Olivia drillte den Namay gekonnt ans Ufer - 44 cm hatte der Prachtsfisch. Unser Staunen war auch Minuten nach dem Drill noch da und wir werden nie erfahren, wie das mit diesem Fisch genau abgelaufen ist. Wunder gibt's...
Anschliessend packten wir unsere Sachen und machten und bei schönem Wetter auf den Rückweg, um das 15 Uhr Posti zu erwischen. Anschliessend sahen wir während der Zugfahrt noch das Debakel unserer Fussball-Nati gegen Schweden im WM-Achtelfinal und waren dabei froh, dass unser Livestream nur halbherzig funktionierte. Fazit Iffigensee-Trip: Ein sehr schöner See mit herrlicher Umgebung, wo wir gerne wieder einmal zurückkommen, um dann aber auch noch eine grössere Wanderung zu unternehmen.
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