Auf dem Zeltplatz in S-Chanf steht am Freitagmorgen, 27.8.2021 etwas ganz besonders an: Unser Büsli «Mahatma Gämsi» wird offiziell getauft und mit entsprechendem Vinyl beklebt. Anschliessend wartet sogleich eine Bewährungsprobe auf unser treues Gefährt, denn am Mittag brechen wir auf in Richtung Piemont, genauer nach Alba. Dort sind wir übers Wochenende an der Hochzeit von Corina und Gabri, den Aargauer Legenden, eingeladen. Die Fahrt meistern MG und Olivia einwandfrei, auch wenn das Navi findet, es müsse uns mitten durch Milano führen. Auch die Verkehrsregeln haben wir nach einigen hundert Kilometern begriffen: Man nehme das Strassenschild mit dem Tempolimit und verdopple die Zahl darauf – so zumindest scheinen dies die Einheimischen zu handhaben. Gegen Abend und mit der Gewissheit, dass MG auch Tempo bolzen kann, erreichen wir Alba und das Agriturismo Scaparone, wo die Hochzeit am Samstag stattfinden wird. Bis dahin geniessen wir den Abend bei einem Znacht, wo wir auf viele bekannte und teils lange nicht gesehene Gesichter treffen 😊 Die Nacht verbringen wir dann im Büsli. Nach dem Frühstück und einem ausgiebigen Bad im wunderschönen Pool ist es dann soweit: Corina behält die Nerven und sagt ja, Gabri tut es ihr gleich! Nach der kirchlichen Trauung wird dann noch gefeiert und auch ein kurzer Regenschauer tut der Partystimmung keinen Abbruch. Dem Brautpaar nochmals vielen Dank für das wunderschöne Wochenende!
2x2 Tage im Zelt am Bergsee
Am Sonntag und nach einer erneuten Pool-Session verabschieden wir uns dann wieder und machen uns auf den Weg zurück ins Bündnerland. Gegen Abend passieren wir die Grenze nach Chiavenna und fahren weiter ins Bergell bis Vicosoprano, wo wir auf dem Camping übernachten. Bei gebrätelten Wienerli am offenen Feuer und ein wenig Gitarren-Chillout Musik stärken wir uns für die nächsten Tage, denn diese werden es in sich haben. Am nächsten Morgen fahren wir wenige Kilometer weiter aufwärts bis Casaccia. Dort parken wir Mahatma Gämsi, gabeln unsere Zelt-Fischer-Kochausrüstung-Rucksäcke auf den Buckel und wandern los in Richtung Maroz Dent und von dort aus weiter hoch ins abgelegene Duana-Tal und den zwei gleichnamigen Bergseen. Die Wanderung ist streng (ca. 1000 Höhenmeter), aber sehr abwechslungsreich. Vorbei an Mutterkühen mit Kälbern (Achtung…), kleinen Bächlein und unzähligen Heidelbeersträuchern geht es stets bergauf. Nach dem happigen Schlussaufstieg ist es dann geschafft und der untere Lägh Duana (2466) liegt vor uns. Schnell ist ein hübsches Zeltplätzchen ausgemacht und die altbekannte Rollenverteilung kann stattfinden: Olivia liest Buch Nummer 35, ich rücke den #Namaycush auf die Pelle. Zwar ist das Wetter etwas durchzogen und die Nacht im Zelt ist frostig kalt, wir sehen aber auch Bartgeier, Falken, Munggen und auch die Fischerei ist extrem toll! Ein kurzer Abstecher zum oberen Duana-See ist allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Gegen Mittag des zweiten Tages machen wir uns auf den Abstieg, nachdem wir entscheiden, den Piz Duana nicht zu erklimmen. In der Nacht hat es etwas geschneit und der Zustieg von dieser Seite her ist bereits ohne Schnee heikel. Mit jedem Höhenmeter talwärts wird wärmer und wärmer und als wir wieder beim Auto ankommen, ist T-Shirt Wetter. Allerdings nicht für lange, denn weiter geht’s auf den Maloja-Pass und zum Camping – und diese Gegend ist ja wahrlich nicht gerade für Windstille bekannt. So ist es dann auch und auf dem Zeltplatz weht eine ordentliche Brise. Nach einem Abendspaziergang entlang des Silsersees gönnen wir uns eine Pizza im Camping-Resti, die überraschend fein ist!
Bereits am nächsten Tag ist dann wieder fertig gefaulenzt, denn es wartet wieder eine Übernachtung im Zelt auf hoher Quote. Mit dem bereits erwähnten Rucksack geht es dieses Mal hoch zum Lunghinsee, den ich bereits von früher kenne. Bei herrlichem Wetter purzeln die Höhenmeter wie im Flug und schon bald liegt der glasklare Bergsee vor uns. Auch das Znacht ist schnell gefangen, danach folgt noch die Besteigung des Piz Lunghins in Rekordzeit. Die Aussicht auf dem Gipfel (2779) ist atemberaubend! Zwar nicht der höchste Berg, aber das Rundum-Panorama und der blau-weisse Wanderweg sind sensationell. Olivia ist ausserdem ganz fasziniert von dem grünen Gestein, dass den Berg prägt. Nach dem Abstieg und einer weiteren Fischer-Lese-Session wird das Zelt an aussichtsreicher Position montiert, ein Namaycush gebrätelt und anschliessend tief und fest geschlafen. Früh klingelt tags darauf der Wecker und bei der Morgensession habe ich tatsächlich noch den erhofften Einschlag eines Gross-Namays. Der ca. 55cm grosse Fisch kann sich aber kurz vor dem Ufer in die Tiefen des Sees retten. Nach dem Frühstück wird dann wieder abmontiert, die Rucksäcke geschultert und die nächste Wanderung in Angriff genommen. Ziel ist ein weiterer Bergsee in der Nähe. Die Wanderung liefert erst einen prächtigen Ausblick auf den malerischen Silsersee, ehe unser zweites Ziel mittels einem strengen Aufstieg erklommen werden muss. Die Fischerei ist dann nicht sonderlich erfolgreich, obwohl ich ein paar dicke Brocken ausmachen kann. So geht es zeitig wieder den Berg runter, vorbei am kleinen aber extrem schönen Weiler Blaunca und runter nach Maloja und zu Mahatma Gämsi.
Silvaplana mit Freunden – und Babs
Nach diesen vier strengen Tagen wäre eigentlich etwas Erholung auf dem Camping Silvaplana angedacht gewesen. Leider haben mich die kalten Nächte aber anscheinend etwas mitgenommen und die nächsten Tage verbringe ich grösstenteils mit der Auskurierung einer Erkältung. Nichtsdestotrotz geniessen wir auch den XXL Camping mit tadellosen Sanitäranlagen, schauen den vielen Kitesurfern und Windsurfern zu und schmieden Pläne für die nächsten Tage. Am Wochenende beehren uns Sara und Vinc, Yasi sowie Babs und Matt mit Zauberhund Rantanplan mit einem Besuch. Am Sonntag und mit ansteigendem Formbarometer gehen wir alle zusammen von Maloja aus hoch in Richtung Lägh da Cavloc – Babs notabene mit kürzlich gerissenem Kreuzband. Leider kann ich beim idyllischen See auch nicht dabei helfen, Matts Fischerfluch zu besiegen…Aber drannä bliibe! Wir geniessen ein feines Zmittag im Resti, Ranti verzückt die Enten mit seinen Sprungeinlagen ins Wasser und dann geht’s bereits wieder talwärts – zumindest für die Bro’s. Denn Oli und ich bleiben noch ein wenig länger oben. Vielen Dank für euren Besuch!
Fischerhimmel Oberengadin
Gerade so pünktlich, dass wir das Postauto um wenige Minuten verpassen, sind dann auch Oli und ich wieder im Tal. Dann müssen wir halt die Stunde Wartezeit im Resti mit einem Süppchen und einem Liter Sauser überbrücken…Nach einer weiteren Nacht auf dem Camping Silvaplana checken wir dann aus und fischen/lesen/sünnelen entlang diverser Bachabschnitte. Die Fischerei ist sensationell, die Bäche voller Forellen und auch Äschen, wobei ich von letzteren ebenfalls zwei makellose Exemplare um die 35 cm mit der Fliegenrute und Nymphe fangen (und releasen) kann. Viel zu schnell ist es bereits Nachmittag und Zeit für uns, weiter in Richtung Berninapass zu fahren. Nach einem kurzen Stopp im schönen Pontresina fahren wir weiter zum von Sula empfohlenen Camping Morteratsch. Wir erhalten ein wunderschönes Plätzchen im Wald zugeteilt, ich fische noch im gleich anliegenden Seelein und kann dabei einige kleine Forellen fangen und dann geht’s ab in die Heia. Mit dem Bus geht’s dann tags darauf zurück nach Pontresina, wo uns die nostalgische Sesselbahn für einen weiteren Zweitages-Zelt-Trip hoch auf die Alp Languard chauffiert. Von dort aus geht es erst einmal mit schwerem Gepäck stetig bergauf. Circa auf 2800 Meter über Meer deponieren wir dann unser Gepäck bei der Abzweigung zu Lej Languard. Doch bevor gefischt werden darf, muss erst noch der Gipfel erklommen werden…Der Piz Languard (3262) weist ebenfalls einen Top-Wanderweg auf und ohne den 15 Kg-Rucksack fliegen wir förmlich dem Gipfel entgegen. Kurz vor dem Gipfel passieren wir die Georgy-Hütte, in welcher wir dann nach dem Besteigen des Gipfels ein Zmittag und kühles Möhl geniessen. Die letzten Höhenmeter sind nochmals super cool zum hochkraxeln und schon bald liegt das wunderbare Panorama mit Blick auf die tief weisse Bernina-Gruppe vor uns. Nach der Stärkung vergeht der Abstieg wie im Nu und schon bald erreichen wir den schnapsklaren Lej Languard. Schon vom Piz-Languard Gipfel aus hat Olivia mit dem Feldstecher unzählige Ringe von nach Mücken schnappenden Fischen ausmachen können und tatsächlich: Der See ist voller Fische. Doch da die Sonne gerade so schön wärmt, wagen wir zuerst noch den Sprung ins kühle Nass! Die Fischerei ist dann super, ich kann viele eher kleine Bachforellen und auch ab und zu einen kleinen Namaycush mit der Trockenliege oder der Elritze fangen. Schon bald machen sich auch die letzten Tagesausflügler auf den Rückweg, Zeit für uns, das Zelt aufzustellen. Plötzlich ertönt ein einmaliger und schriller Pfiff eines Munggen – das fast sichere Zeichen, dass Gefahr aus der Luft droht. Und so ist es auch: Zwei prächtige Bartgeier zischen im Tiefflug über den See hinweg! So nahe haben wir die riesigen Vögel noch nie zu Gesicht bekommen. Während meiner abendlichen Seeumrundung tauchen dann auf einmal Steingeissen auf dem Felsgrat auf. Immer mehr dieser wunderschönen Tiere zeigen sich und wagen sich in Richtung See hinunter, darunter auch viele Jungtiere, die wie wild in den scheinbar senkrechten Felswänden umhertollen. Von unserem Zelt aus beobachten wir das Schauspiel bis die Dunkelheit Einzug hält und denken einmal mehr: schön ists wenns schön ist.
Steinbock-Wahnsinn an den Pischa-Seen
Am nächsten Morgen dann geht’s auf die übliche Seeumrundung, doch weit komme ich nicht. Kaum schweift der Blick aus dem Zelt, sehe ich auf dem Grat die Silhouette eines Steinbocks. Also erst einmal Feldstecher raus und beobachten. Anschliessend und nach einigen Beissattacken machen Olivia und ich uns auf den Aufstieg zur Fuorcala Pischa, dem Übergang ins nächste Tal. Unterwegs erspähen wir noch einige Steingeissen und einen jungen Steinbock und sind schon mega happy. Auf der Fuorcala angekommen sehen wir dann etwas weiter unten eine grosse Ansammlung von Tieren, mein erster Gedanke ist, eine Kuhherde. Doch der Blick durch den Feldstecher sagt anderes: Vor uns, direkt am Pischasee, stehen circa 30 Steinböcke! Mit leisen Sohlen machen wir uns auf den Abstieg in Richtung der Tiere, machen immer wieder Fotos, gehen ein paar Meter weiter und flüstern nur, um die Tiere nicht zu erschrecken. Schliesslich können wir uns bis auf wenige Meter den wunderschönen und imposanten Tieren nähern. Inmitten einer riesigen Horde von majestätischen Steinböcken zu stehen – ein unvergessliches Gefühl, an dass wir uns ein Leben lang erinnern werden! Nach der Begegnung mit den Steinböcken machen wir uns auf den kurzen Aufstieg zu den beiden Prüna-Seen und anschliessend wieder runter zu den beiden Pischa-Seen, wo ich jeweils ein paar Stunden fische. Ich kann auch einige Namaycush fangen, doch grosse sind keine dabei und ich kann auch keine solchen ausmachen. Um vier Uhr nachmittags machen wir uns auf den Abstieg ins Val Fain, wo wir gerade rechtzeitig den Bus erwischen, der uns zurück zum Zeltplatz fährt. Mit müden Beinen, aber vielen schönen Erlebnissen mehr lassen wir den Abend beim 0:0-Fiasko der Schweizer Fussball Nati ausklingen und haben dabei die Gewissheit, dass wir den TV auf unserer Reise bislang absolut gar nicht vermisst haben…
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