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AutorenbildSalmonidenking

Dies ist ein Anti-Fangbericht

Die Sozialen Medien sind voll davon: Fangfotos von gigantischen Forellen, erreichte Vollpackungen hüben wie drüben, jede Woche ein neuer PB - fast könnte man als Durchschnittsfischer den Eindruck bekommen, dass man als einziger alles falsch macht und nur Portionsforellen fängt. Doch alle Durchschnittsfischer können sich beruhigen: schicke Fotos von majestätischen Forellen erhalten halt einfach mehr Likes auf Instagram und Co. als ein Foto eines Schneidertags. Und überhaupt - was soll überhaupt auf einem Foto eines Schneidertags drauf sein? Ein Fisch wird es ja wohl kaum sein...


Deshalb gibt es heute von mir einmal keinen Fangbericht, sondern einen Anti-Fangbericht. Denn heute war ich auf der Frutt beim Eisfischen. Gerne möchte ich euch ausführlich davon erzählen, wie ich den ganzen Tag über keinen Zupfer an der Rute verspürte. Angefangen hat der Tag wie jeder andere Fischertag: Mit der festen Überzeugung, dass es heute genial laufen wird! Ohne diese Überzeugung würde ich ja schliesslich nicht fischen gehen. Und kaum auf dem Eis und das erste Loch gebohrt, schien sich mein Optimismus tatsächlich zu bewahrheiten. Beim ersten Herunterlassen der Unterwasserkamera konnte ich sogleich einen schönen #Saibling sehen. Ganze fünf Sekunden war er auf dem Bildschirm, ehe er für immer verschwand.

Die nächsten drei Stunden bis zum Mittag waren der Knaller: Zwar sah ich keinen Fisch, aber die Sonne schien trotz mieser Wetterprognose. Nach mehreren Standortwechseln und langsam müden Armen vom Löcher durchs dicke Eis bohren, gönne ich mir ein Sandwich. Dabei stelle ich fest, dass meine Getränkeflasche ein Leck hatte und die Hälfte meines Pingu-Sirups im Rucksack ausgelaufen ist.

Dann ging's so richtig los: Auch am Nachmittag schönes Wetter. Ich habe noch mehr Löcher gebohrt, meine Arme sind aber langsam müde. Gestern war ich schliesslich auch noch Klettern. Auf der Kamera zeigt sich ein Schwarm Egli (zurück in den Bielersee, ihr Bastarde!).

Es ist bereits fortgeschrittener Nachmittag. Das mit dem Löcher bohren habe ich aufgegeben, ich bleibe einfach dort, wo ich gerade bin. Die Hoffnung auf einen Biss geschweige denn einen Fang habe ich mittlerweile schon fast aufgegeben.

DER Höhepunkt: die zweite Forelle des Tages zeigt sich auf der Kamera! Eine Regenbogenforelle. Sie schert sich einen Dreck um meinen Köder und schaut diesen nicht einmal an. Nach drei Sekunden ist das Spektakel vorbei.

Ich könnte noch 15 Minuten fischen, mache aber etwas, das ich sonst nie mache: vorzeitig zusammenpacken. Die Sonne scheint immer noch - schön! Der Fischereiaufseher erzählt von drei Fischen, die heute von 30 Fischern auf dem See gefangen wurden - Petri Heil den Glücklichen. Und vielleicht ist ja eine der drei Forellen eine richtige Granate und landet schon heute Abend auf Instagram. Dann denken wieder alle, was für ein Forellenpuff doch der Melchsee ist und wie einfach das Fangen von grossen Forellen dort sein muss. Von den 27 Fischer:innen, die an diesem Tag leer ausgingen, erzählt dann aber niemand...

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