Der Verbitterte, Teil 1: Das Ganze spielte sich in etwa so ab: Vor zwei Wochen fuhr ich zusammen mit meiner Freundin für zwei Tag nach Melchsee-Frutt, einen Tag wollten wir (ich) fischen, einen Tag wandern. Am #Blauseeli angekommen machte ich mich sogleich ans Fischen. Da meine Lieblingsstelle besetzt war, richtete ich mich anderswo ein und konnte kurze Zeit später eine Forelle feumern. Nach einer Weile wurde meine Lieblingsstelle frei und ich begab mich dorthin. Nebenan war ein alter Mann am Fliegenfischen, die (von Floskeln und Stammtisch-Gesprächen geprägten) Diskussionen mit seinem einstigen Nachbarn konnte ich von meinem alten Fischerplätzli wunderbar mithören. Der Höflichkeit halber fragte ich den Mann, ob es OK für ihn sei, wenn ich an besagter Stelle fischen würde. Keine Antwort. Ich deutete das mal als ja, denn vorhin fischte da ja auch schon eine andere Person und die Distanz zwischen uns war wirklich genug gross, so dass wir beide ungestört fischen konnten. Ich montierte also einen schweren Streamer (so ein fischähnliches Teil), denn ich wollte einen der grossen #Saiblinge am Grund fangen, keine der vielen #Rainbows an der Oberfläche. Schon beim ersten Wurf mit dem Streamer konnte ich vom alten Mann undefiniertes aber definitiv feindselig gestimmtes Gemurmel hören, dachte mir aber noch nicht viel dabei. Wenige Würfe später blieb mein Streamer an einem Stein im Wasser hängen und während ich versuchte, den Streamer vom Gewässergrund freizubekommen, wurde das Gemurmel von nebenan definitiv zu einem Gemecker und war mehr oder weniger deutlich an mich gerichtet. "Was los sei und ob er mit mir rede", fragte ich (29 Jahre alt bin ich übrigens) den alten (80+, wie ich vom anderen Ende des Seeleins her bereits mithören konnte) Fischer. Da richtete sich dieser erstmals direkt an mich und faselte was von wegen "Kann nicht fischen!" und "so fischt man nicht" und "ist immer das Gleiche" und "überall Schnüre im See, müssen Taucher organisieren, um alle Schnüre aus dem See zu holen". Etwas perplex nahm ich diese Vorwürfe einfach mal auf und erwiderte nichts darauf, begab mich stattdessen 10 Meter nach rechts und löste den Streamer erfolgreich vom Grund. Daraufhin begab ich mich wieder zurück und teile dem alten Fischer mit, dass ich den Streamer also erfolgreich lösen konnte, dass Hänger halt immer passieren könnten und ob er sich womöglich bei der Gelegenheit auch gleich bei mir für die geäusserten Vorwürfe und seine Wortwahl entschuldigen wolle. Wollte er nicht. Stattdessen hagelte es weitere und noch heftigere an mich gerichtete Selbstgespräche und ich nahm Phrasen wie "miese Generation", "können nicht fischen", "fische schon seit 70 Jahren" und "vorlauter Bengel" auf. Nun, genug ist genug, ich geb's zu, anschliessend fielen auch von meiner Seite her keine schönen Worte in Richtung des alten Fischers, einige davon kannte er wohl noch gar nicht und gaben ihm die Möglichkeit, seinen Wortschatz zu erweitern. Wenig später packte der alte Fischer seine Sachen, begab sich auf den Rückweg und schenkte weder mir noch meiner Freundin Olivia, welche soeben von ihrem Schlafplätzchen ausgeruht in meine Richtung kam, einen Blick mehr.
Der Verbitterte, Teil 2: Eine Woche später zog es mich erneut auf die Frutt, denn abgesehen von einigen unfreundlichen Fischern gefällt es mir hier oben eigentlich sehr gut, natürlich auch wegen der grossen Forellen, die man mit ein wenig Geschick und Glück hier oben fangen kann. Am Morgen zog es mich erneut zum Blauseeli und ich richtete mich an einem schönen Plätzchen ein. Ich war alleine und hatte das ganze Seelein für mich alleine. Nach einiger Zeit näherte sich ein Fischer und steuerte in meine Richtung. Oh nein, der Verbitterte! Ob er mich wiedererkennt? ich denke mal ja, weil ich bin fast 2 Meter gross und habe lange Haare ("Rowdy!"). Er liess sich aber nichts dergleichen anmerken und fragte mich, ob er neben mir fischen dürfte, was ich ihm natürlich erlaubte. Ohne meine Antwort abzuwarten montierte er eine Fliege und wollte in der Zwischenzeit von mir wissen: "Hets Fisch dinne?". "Ja, es hat viele frisch besetzte Regenbogenforellen im See", war meine Antwort. "Ich ha gfrogt, öbs Fisch het, ned wasförtig!", schnauzte mich der Fischer in seiner unhöflichsten Art an. Ok, nun war ich mir ziemlich sicher, dass er mich erkannt hatte, packte mein Zeugs und machte mich auf in Richtung Melchsee.
Ah und übrigens, falls der werte Herr per Zufall über diesen Eintrag stolpert: Fischen kann ich übrigens durchaus, wie dieses Foto bestätigen dürfte ;)
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