Endlich! Am 15. Juni öffnet der Seefeldsee seine Tore, einen Tag später heisst es wieder Würmli-Baden in Melchsee-Frutt. Grund genug für mich, diese zwei Eröffnungen in einem kleinen Trip zu verbinden. Mit dabei ist natürlich Olivia, das Programm ist klar: Am Freitag morgen Abfahrt mit dem Auto nach Stöckalp, dort solls zu Fuss hoch zum Seefeldsee gehen, fischen, zelten, am nächsten Morgen früh rüber auf die Frutt wandern. Was so einfach tönt, hat es in Wirklichkeit durchaus in sich. Doch der Reihe nach. Nochmals die Packliste durchgegangen, haben wir wirklich alles? Zelt, Schlafsack, Wurst, Feuerzeug, Regenschutz usw., alles dabei! (Später sollten wir merken, dass wir (schon wieder) den Feldstecher vergessen haben). Also los geht's! Um halb 8 fahren wir in Werd ab, eine Stunde später kaufe ich das Patent für die Frutt (Seefeldsee hab ich online gelöst) im Tourismusbüro Kerns und kurz vor 9 Uhr parkieren wir unser Auto auf dem Gratisparkplatz der Stöckalpbahn (coole Sache!). Danach geht's los! Blasenpflaser vorsorglich montiert (man lernt immer wieder), Gepäck kameradschaftlich aufgeteilt (Olivia soll ruhig auch was schleppen...) und Abmarsch! Die Wanderung beginnt in Stöckalp (1000 MüM) und geht dann rasch einmal steil bergauf. Mit je ca. 10 Kg Rucksack ist unser Tempo überschaubar und wir legen auch 3 Pausen ein, dennoch sind wir schneller oben als angegeben. Unterwegs machen wir noch einen kurzen Halt an einem Bach, welcher von einer riesigen Schneedecke übergeben ist, unter welcher sich eine Art Tunnel bildet.
Schliesslich erreichen wir den höchsten Punkt der (heutigen) Wanderung oberhalb Älggi (2100 MüM), von da aus erreichen wir in 30 Minuten den Seefeldsee. Kurz vor dem See treffen wir noch einen Pächter, der bereits auf dem Rückweg ist und meint, dass am Morgen sehr gut gefangen wurde, seit 2 Stunden aber nichts mehr los ist. Ich mache mir dennoch keine allzugrossen Sorgen, da ich bis jetzt noch jedes Mal an der Eröffnung meine Fische rauszuppelte.
Wir fanden noch ein freies Plätzchen und richteten uns ein, doch der Pächter sollte Recht behalten: Ums Vorweg zu nehmen, ich fing den ganzen Nachmittag / Abend keinen einzigen Fisch! Ja was ist denn hier los?! Das habe ich noch nie erlebt, aber Jänu, so ist das eben manchmal. Auch die anderen Fischer schienen nichts mehr zu fangen und machten sich nach und nach auf dem Heimweg. Dass am Morgen gut gefangen wurde, davon zeugten die vielen Fischabfälle im Wasser. Schliesslich fing ich doch noch einen Fisch mit der Elritze, und zwar meine erste Trüsche ever. Nach begutachten des Fisches liess ich diese aber wieder schwimmen, da nicht Zielfisch. Ansonsten gab's noch einen Saiblings-Nachläufer auf den Löffel, that's it!
Am Abend als alle Fischer gegangen waren stellten wir unser Zelt an einem hübschen Plätzchen auf und machten ein Feuer. Olivia hatte hierzu in mühevoller Arbeit die Gegend nach allem abgesucht, was möglicherweise brennen würde (inklusive getrocknete Kuhschei**e). Natürlich liessen wir es uns auch nicht nehmen, noch ein Bad im äusserst sagen wir mal kühlen See zu nehmen. Anschliessend genossen wir ein feines Znacht mit Gemüse-Dip, Bratwurst, Süssmaiskolben und Brot, als Getränk gab's noch je eine kleine Flasche Prosecco, welche wir ebenfalls hochschleppten.
Wir spielten noch ein Kartenspiel im Zelt und wurden dann gegen 22 Uhr von den Kühen sanft in den Schlaf gemuht. Für den nächsten Morgen stellte ich den Wecker auf halb Sechs, doch bereits um 5 Uhr wurden wir von eintreffenden Fischern geweckt! Heftig! Danach hiess es alles einpacken und weitergings, hoch in Richtung Frutt. Der nächste Anstieg hatte es in sich, auf nüchternen Magen von 1800 auf 2000 Meter, und das in sehr steilem und unwegsamen Gelände (teilweise hatte es Schnee auf dem Weg, so dass wir waghalsige Umwege gehen mussten). Auf dem Grat oben angekommen gab's erst mal Zmorge.
Danach gings weiter, zuerst runter, dann wieder rauf, vorbei an zwei Gämsi und einer Mungg, hoch auf 2200 MüM, wo wir auf der einen Seite Richtung Seefeld blicken konnten, auf der anderen das erste Mal die Frutt erspähten! Endlich!
Unser nächstes Ziel war das Blauseeli, welches wir nach Dreiviertelstunde Abstieg endlich erreichten. Die Freude war riesig und wurde noch grösser, als ich in das klare Wasser schaute: etwa 30 grosse Fische (ü45) tummelten sich im Wasser, davon 3 70+! Folgllich hatte ich keine Zeit, um mich auszuruhen, sondern watete auf einen Stein an vielversprechender Lage. Streamer montiert und los geht's! Erster Wurf, gleich kommen die Saiblinge und Namays angeschossen! Nächster Wurf, einer der ü70er Brocken packt meinen Streamer, Anhieb - ins Leere! Fu*k! Die nächste Stunde ist eine der coolsten Fischerstunden, die ich je erlebt habe. Immer wieder kommen grosse Fische in meine Nähe und knabbern an meinem Streamer, doch irgendwie versemmle ich jedes Mal den Anhieb. Kurz nach meiner Ankunft ist der Fischer zu meiner Linken am Drillen, nach einiger Zeit des spektakulären Drills kann sein Fischerkollege den Fisch landen - ein 74er Namay! Petri!
Um 10 Uhr entscheide ich mich dann schweren Herzens, das Blauseeli zu verlassen und weiter an den Melchsee zu wandern. Olivia und ich wandern zu einem freien Plätzchen (es hat Hunderte Fischer), doch der Fangerfolg bleibt aus. So gehen wir gegen Mittag ins "Dorf" und essen Zmittag in einem Resti. Danach muss Olivia leider aufs Bähnli, da sie am Abend arbeiten muss. Schweren Herzens lasse ich sie ziehen und probiere mein Glück auf einer Seeumrund mit Bameli. Doch viel umrunden muss ich nicht, bereits bei meinem ersten Spot beim "Hafen" erwische ich einen 45erNamay. Yes, doch noch ein Fisch!
Anschliessend verliere ich noch zwei weitere Fische und entscheide mich, vor meiner Heimreise nochmals ans Blauseeli zu laufen, diese Kapitalen Fische gehen mir nicht aus dem Kopf...Mir bleibt noch eine Stunde, Yes, mein Lieblings-Platz auf dem Felsen ist frei! Wieder, so viele grosse Fische unmittelbar vor mir! Streamer montiert, rausgeschmissen, absinken lassen auf den Grund - Biss! Wieder versemmelt! Das gibt's doch nicht! Schliesslich ist es so wie immer, der allen Fischern bekannte "letzte Wurf": Ein grosser Namay kommt, dreht wieder ab, ich zupple den Streamer nochmals an, der Namay dreht sich schlagartig um und schnappt zu, Anhieb - suuuuuuuuuuuuuurrrrrrrrr! Da rast meine Schnur wie irr von der Rolle, der Namay findets gar nicht lustig und schwimmt von A nach B und von dort nach Z und wieder zurück! Ich frage einen anderen Fischer, ob er mir den Fisch feumern kann, doch der Fisch will partout nicht Richtung seines Feumers. Schliesslich kann ich den Fisch in eine seichte Bucht dirigieren, wo ich ihn selbt feumern kann. Boah, welch riesige Freude! Der Namay misst 52 cm und ist riiiichtig fett, bestimmt über 2 Kilogramm, neuer PB für micht :)
Noch mit zittrigen Händen muss ich schleunigst mein Zeugs packen, um das letzte Gondeli runter zur Stöckalp nicht zu verpassen. Schliesslich klappt alles und ein herrliches Früh-Wochenende nimmt ein absolutes Traum-HappyEnd! Und den Melchsee-Frutt Fluch habe ich nach diesem Fisch definitiv besiegt... :)
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