Ramon berichtete mir, dass die Äschen in letzter Zeit wie verrückt steigen würden. Nachdem in den Monaten Dezember und Januar diesbezüglich so was von tote Hose war, wollte ich mich selbst davon überzeugen und nebenbei den Löffel in die Reuss pfeffern in der Hoffnung ,dass eine der selten gewordenen Bachforellen sich meiner erbarmt. So stand ich dann um 10.00 Uhr in Jonen am Wasser und fischte die gesamte Kiesbank entlang mit dem Löffel und Wobbler. Zehn Meter laufen - Auswerfen so weit ich kann und gaaaaanz langsam knapp über Grund einkurbeln. Immer und immer wieder. Nach zwei Stunden hatte ich immer noch keinen Fisch gesehen geschweige denn am Haken gehabt. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse: zuerst sah ich eine tote Barbe im Wasser, nichts spezielles aber irgendwie das Highlight des bisher entäuschenden Tages (spricht wohl für sich...). Danach kam plötzlich eine tote, ü40er Schleie ganz nah am Ufer auf mich zugetrieben. Als Kind versuchte ich oft, eine solche in den Weihern zu überlisten, was mir aber nie gelang. Ich bugsierte die tote Schleie ans Ufer, um ein Foto zu machen. Danach bugsierte ich sie zurück ins Wasser und begab mich zehn Meter flussab, um weiter auf Forellen zu angeln. Einige Augenblicke später sprudelte es wie verrückt aus dem Wasser, an dem Ort, wo ich eben gerade die Schleie ins Wasser beförderte. Ich dachte erst an einen Hecht, der sich an dieser vergnügt, doch als ich hinschaute sah ich, wie die vermeintlich tote Schleie wie irr im Kreis rumschwamm!! So etwas habe ich noch nie gesehen! Eben erst hatte ich die Schleie ganz an Land befördert, sie machte keinen Mucks! Jetzt soll sie plötzlich von den Toten auferstanden sein?! Keine Ahnung, mit was für einer Krankheit dieser Fisch befallen ist...Auf jeden Fall trug ich einen gehörigen Schrecken davon...
Danach widmete ich mich wieder - wenn auch ohne allzugrosse Hoffnung - dem Forellenfischen. So weit rauspfeffern, wie ich kann - warten - laangsam einkurbeln. Oh nein, ein Hänger. Scheisse, der Löffel hat 10 Franken gekostet! Doch der Hänger bewegt sich! Ein heftiger Kampf beginnt, ich vermute, dass ich eine Barbe gefangen habe, was ab und an mal vorkommt. Doch als ich den Fisch das erste Mal im Wasser sehe, traue ich meinen Augen nicht: ist das eine Seeforelle? Der gewaltige Fisch denkt nicht daran, aufzugeben und springt direkt vor dem Ufer zwei mal aus dem Wasser! Oh nein, bitte bitte bitte....Das Beten nützt, ich kann den Fisch ans Ufer ziehen. Noch voller Adrenalin versorge ich den Fisch, erst dann merke ich, dass ich eine 46er Seeforelle in der Reuss gefangen habe! Ich habe noch nie eine Seeforelle in der Reuss gefangen oder gesehen, und mit 46 cm ist dies auch die grösste Forelle, die ich in der Reuss fangen konnte.
Der Tag war natürlich gelaufen, sozusagen als Zugabe durfte ich erleben, wie Punkt 14.00 Uhr aus dem Nichts und nur 2 Meter vom Ufer entfernt die Äschen anfingen zu steigen, beinahe zu springen wie verrückt! Eine Stunde lang dauerte das Spektakel, danach war der Spuk wieder vorbei und ich machte mich überglücklich über meinen Fang auf den Heimweg.
Comments